Deutsche Planer im VBS

Hilfe aus dem Ausland beim Abbau des Logistikbereichs

In die bisher grösste Logistik-Reform der Schweizer Armee, die Hunderte Stellen kostet, sind drei deutsche Berater involviert. Ihr Mandat kostet bis zu einer Million Franken.
Markus Häfliger

Nur noch 2400 statt wie heute 4200 Angestellte; nur noch eine Handvoll Logistikzentren statt 30 Zeughäuser mit 600 Aussenstellen: Mit diesen Vorgaben läuft die - laut Militärdepartement - «bisher grösste logistische Reform der Schweizer Armee». Als ersten, schmerzhaften Schritt hat Bundesrat Samuel Schmid vorletzte Woche den Abbau von 397 Stellen angekündigt. Verschwiegen hat der Verteidigungsminister, dass er sich beim Abbau von Deutschen beraten lässt.

Per 1. April 2004 hat Armeechef Christophe Keckeis mit der deutschen Beratungsfirma Consultants League (ehemals iQube) einen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. Laut dem Vertrag sollen die Berater für das Verteidigungsdepartement (VBS) «Grundlagen und Konzepte» erarbeiten, «wenn der Auftraggeber nicht auf eigene Fähigkeiten zurückgreifen kann». Ausserdem sollen die Deutschen im VBS Workshops zu heiklen Themen moderieren - «wenn eine neutrale Moderation das raschere Erreichen von Resultaten ermöglicht».

Seit Monaten sind die Deutschen in Bern am Werk, wie «La Liberte» im Juli berichtete. Laut dem Vertrag, den die «NZZ am Sonntag» nun einsehen konnte, dauert das Mandat neun Monate bis Ende Jahr; abgerechnet wird nach Aufwand. Laut Consultants League-Chefin Sabine Steffen sind zeitgleich maximal drei ihrer Leute im Einsatz. Dafür hat das VBS als Kostendach den Betrag von einer Million Franken fixiert.

Das VBS ist ein treuer Kunde von Consultants League. Laut Steffen hatte sie schon bei der Armee 95 ein Beratungsmandat. Auch die VBS-Abteilung Armasuisse zählt zu ihren Kunden. Die Schweiz sei «ein spannender Markt», sagt Steffen - so spannend, dass Consultants League im Juli in Bern eine Tochterfirma gründete.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde jedem Soldaten eingebläut, niemals seinen Mobilmachungsstandort zu verraten - und nun gibt die Armeeführung Ausländern Einblick in ihre ganze Logistik? Divisionär Werner Bläuenstein, Chef der Logistikbasis der Armee, sieht darin kein Problem. «Die Berater haben keinen Zugang zu klassifizierten Daten und keine Kenntnisse von unterirdischen Anlagen.» Zudem habe man sie einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Der Vertrag mit dem VBS verpflichtet Consultants League zur Geheimhaltung: «Der Auftragnehmer», heisst es darin, «behandelt alle Tatsachen vertraulich, die weder offenkundig noch allgemein zugänglich sind.»

Bläuenstein rechtfertigt das teure Berater-Mandat damit, dass das nötige Know-how im VBS nicht vorhanden sei. Ob die Experten Deutsche oder Schweizer seien, sei egal. «Man muss die Bestmöglichen nehmen.» Zum Know-how der Consultants League-Leute gehört ein IT-gestütztes Operations-Research-Modell. Damit haben sie errechnet, wo die Logistikzentren liegen müssten, um die Versorgung am effizientesten zu organisieren. Nun werden diese Idealstandorte mit bestehenden Zeughäusern und Infrastrukturen abgeglichen. Definitiv über die neuen Logistikzentren entscheiden nicht die Deutschen, versichert Divisionär Bläuenstein: «Die Planung machen wir.»