Waffenarsenale. Während des kalten Krieges, war der Zugang zu militärischen Informationen für Ausländer nicht vorstellbar. Die Zeiten ändern sich. ALAIN WICHT

Deutsche reorganisieren die Logistik der Schweizer Armee

Umbruch · Ausländer, die sich in der Nähe der Waffenarsenale aufhielten, erweckten während des kalten Krieges Nervosität und Misstrauen. Heute werden die gleichen Arsenale von deutsche Beratern reorganisiert.

ERIK REUMANN, übersetzt von Julia Lembcke

«Es ist nicht sehr lange her, da hätte man es kaum gewagt, einen Ausländer in ein Schweizer Waffenarsenal zu führen», gesteht Gabriela Zimmer, Sprecherin der Logistikbasis der Armee (LBA). Heute, sind es die Berater der deutschen Gesellschaft Consultants League aus Bad Homburg, die vom Schweizer Generalstab für die strategische Standortplanung der Ansiedlung zukünftiger Logistikcenter der Schweizer Armee beauftragt wurden (siehe nachfolgend). Der Umbruch im militärischen Denken geht weiter.

Für die deutsche Unternehmensberatung, die nach einer öffentlichen Ausschreibung im Jahr 2001 durch die LBA beauftragt wurde, ist der Vertrag offenbar von Bedeutung: sie hat eine Repräsentanz auf dem früheren Rüstungsgelände in Bern eröffnet und eine lokale, unabhängige, im Schweizer Handelsregister eingetragene Gesellschaft gegründet. Erwähnenswert ist, dass Consultants League kein Neuling auf diesem Boden ist. Unter ihrem früheren Namen IQube, hat die Gesellschaft bereits für die Armasuisse (vormals Gruppe Rüstung) gearbeitet. Die Repräsentantin von Consultants League in der Schweiz, Dr. Sabine Steffen wirkte, damals bei einem anderen Beratungsunternehmen beschäftigt, schon an den Reformen zur Armee 95 mit.

COMPUTERSIMULATIONEN

Um logistische Transportprobleme zu lösen, führt die Consultants League AG auf ihrer Internetseite insbesondere ihre Computersimulationen als Methode an. Diese Methode findet ihre Anwendung auch für die LBA. In der ersten Projektphase simulieren die deutschen Berater die Transportflüsse der Aktivitäten der Armee in der Schweiz, erklärt Sabine Steffen. Dies erlaubt auf einer Karte die Punkte festzulegen, die für die Niederlassungen der Logistikcenter am sinnvollsten sind.

KANTONALE EMPFINDLICHKEIT

Es handelt sich jedoch nicht nur um das Errichten neuer Gebäude, beeilt sich Gabriela Zimmer zu präzisieren. In der zweiten Projektphase, gleichen die Experten die erste Karte mit der existierenden Grundstücksinfrastruktur der Armee ab. Dies erlaubt die Standorte auszuwählen, welche den neuen Anforderungen der Logistik XXI am besten entsprechen. Schließlich befassen sich die Experten auch mit der Aufbauorganisation und der Verwaltung. Insbesondere sollen Lösungen im Bereich des Outsourcing gefunden werden. «Zur Beschaffung des Unterhalts der Armee, ziehen wir insbesondere externe Lösungen in Betracht. », erklärt Gabriela Zimmer.

Da die Kantone direkt von der Restrukturierung berührt sein werden, wird es von Nöten sein, ihre Empfindlichkeit zu berücksichtigen. «Auf der Basis dieser Vorschläge, wird es schließlich eine politische Entscheidung auf der Ebene des Departement geben», ergänzt die Sprecherin der LBA. Neben dieser Leistung, unterstützt die Consultants League AG die LBA auch darin, sich von großen Mengen an überzähligem Material, im Wert von mehreren Milliarden Franken zu befreien, ohne von dem riesigen Grundstückspark zu sprechen, der überflüssig sein wird. Um Unterstützung gewährleisten zu können, müssen die deutschen Berater zu Informationen und Daten gelangen, die den Armeebetrieb bzw. Einzelheiten seiner Infrastruktur betreffen. Sicher ist, dass es während des kalten Krieges unmöglich war, Ausländern einen so weitgehenden Zugang zu diesen Informationen zu gewähren. Die Furcht vor Spionage dominierte alles.

Heutzutage bereitet die Nationalität eines derartigen Unternehmens keine Probleme mehr. «Das Wesentliche ist, dass sie ihre Arbeit gut machen und dass sie die Grundlagen für eine Entscheidung liefern, die bei der Politik bleiben muss», beurteilt der nationale Berater und Präsident der Schweizer Vereinigung der Offiziere Ulrich Sigrist (udc/AG). Was die Sicherheit betrifft, macht er sich keine Illusion. «Es gibt eine große Zahl an Ausländern die in Schweizer Beratungsfirmen arbeiten», erklärt er. Unerlässlich für ihn ist, dass die Verschwiegenheitspflicht im Vertrag vorgesehen ist.

DIE NÄHE STOCKT

In der Epoche der Reformen, hatte die Armee 95 ein ausländisches Angebot gewählt - Gemini, heute Capgemini – um zu verhindern, dass die Berater nicht in den engen Beziehungen, die in der Epoche zwischen Wirtschaft und Armee herrschten, stecken bleiben würden. Jedenfalls hatte die LBA keine Wahl. «Wir sind dazu angehalten für jeden Vertrag über 200 000 Franken eine internationale Ausschreibung gemäss der OMC-Normen durchzuführen », erklärt Gabriela Zimmer. Wegen ihrer vorangegangenen Erfahrungen mit dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, hat die Consultants League AG sich durchgesetzt. Der Vertrag ist jedes Jahr auf der Basis eines neuen Pflichtenkataloges erneuerbar. Für ihre Dienstleistung erhalten die deutschen Berater jedes Jahr zwischen 700 000 und 900 000 Franken. Eine Summe, die das Personal, das die Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen tragen muss, trotzdem schwer schlucken lässt.  ERe